15.12.2017
Medienpädagogik und Erlebnispädagogik - Kombination zweier relevanter Disziplinen Teil 9
Digitalisierung der Gesellschaft
15.12.2017
Digitalisierung der Gesellschaft
In der Soziologie geht es um den Ansatz, ein Individuum gesellschaftsfähig zu machen und seine entsprechende Rolle in der Gesellschaft zu finden. Dabei gibt es aber auch den Umkehrschluss, dass jedes Individuum gleichermaßen auch die Gesellschaft gestaltet. Die Soziologie schärft den Blick auf den Wandel der Gesellschaft, so dass gerade durch den Einfluss der Medien starke Änderungen auf die Entwicklung des Individuums einhergehen. Diese Schnelllebigkeit birgt aber auch Schwierigkeiten. So gab es früher feste Traditionen und Werte, an denen sich das Individuum orientieren konnte und bestimmte Institutionen, die hier Geleit gaben. Lebensentwürfe werden aber immer individualisierter und orientieren sich in einer wertepluralistischen Welt zunehmend an Medien. Diese beeinflussen das politische Bewusstsein, aber auch den wirtschaftlichen und kulturellen Bereich von Gesellschaft. Medien können den Blick zu bestimmten Orientierungen schaffen, aber auch genutzt werden, um Machtverhältnisse oder gar Manipulationen zu durchschauen. (vgl. Süss et al., 2013:50)
Die moderne Gesellschaft ist durch eine Vielzahl von Lebensentwürfen geprägt und bietet eine entsprechende Vielzahl von Erlebnissen oder Optionen, die es zu erreichen gilt. Diese Multioptionalität unter der Erweiterung der Globalisierung macht es dem Individuum nur noch schwerer sich gefestigt in die Gesellschaft einzugliedern. Interaktionen mit Gleichgesinnten und präferierten Angeboten sind jederzeit global möglich. Die Gesellschaft hat sich zu einer Wissensgesellschaft entwickelt, in der sich die Kompetenz Wissen vielseitig gestaltet und im Fokus steht. Dieser Wissenserwerb ist auch Hauptziel der Sozialisation geworden. Wissen vervielfältigt sich und jeder ist auf die Nutzung der Medien angewiesen, durch die sich diese erschließen lassen. Technologie wird so fester Bestandteil der Aneignung im Sozialisationsprozess. Medienkritisch kann die Analyse von Postman in Süss et al. (2013:51) herangezogen werden, der beschreibt, dass sich eine Elite der Wissensgesellschaft bildet, wobei die Mehrheit der Gesellschaft durch verschiedenste Unterhaltungsmedien im Dämmerzustand gehalten wird. Die boulevardisierten Medien bieten einfachste Erklärungen des Weltgeschehens, bei denen es ohne reflektiertes Wissen über Medien keiner lohnenswerten Auseinandersetzung bedarf. (vgl. Süss et al., 2013:51)
Die Oberbegriffe, die an dieser Stelle weiterhin zu nennen sind, sind Individualisierung, Globalisierung, Beschleunigung und Mediatisierung. Diese gesamtgesellschaftlichen Prozesse haben das Leben stark verändert. Unter der Definition der Medienpädagogik ist bereits anhand der Abbildung 1 ein kurzer Ablauf der wichtigsten medialen Errungenschaften aufgezeigt worden. An dieser Stelle soll dies anhand der aktuellen Situation weiter ausgeführt werden. Die Welt hat sich im gesamten geöffnet und Menschen können ihren Lebensmittelpunkt heutzutage auf jeden erdenklichen Ort festlegen. Auch können sie jederzeit verschiedenste Orte besuchen. Diese Öffnung der Welt durch technischen Fortschritt hat ebenfalls einen Individualisierungsprozess mit sich gebracht. Lebensformen müssen nicht mehr an tradierten und historischen Normen festhalten. Akzeptanz, Diversität und Inklusion wird gefordert und gefördert. Umrahmt ist dieser gesellschaftlicher Wandel ebenfalls durch die Digitalisierung, denn auch in der Welt online kann jeder Ort erreicht werden, man muss sich nicht einmal als sich selbst ausgeben. Heutzutage ist das Smartphone kaum wegzudenken. Geht man durch die Straßen, sind die Menschen auf ihre Smartphones fixiert und in Cafes sitzen die Menschen an ihren Laptops. Informationen sind mobil, schnell zu beschaffen und umfassend. Blickt man zurück sind Ereignisse, die eine Digitalisierung vorantreiben, allerdings noch nicht lang her, so dass Beschleunigung ein weiterer wichtiger Bestandteil der Gesellschaft ist.
Die unter 2.1 skizzierten wichtigen medialen Entwicklungen enden mit der Vermarktung des Handys in den 1990er Jahren. 1992 startete die zweite Generation der Online Medien. Der www. Browser wurde gestartet und löste den Vorgänger ARPANET (1958-1969) und die Vorläufer sowie forschungsbezogenen Nutzungen von Online Medien ab. Seit 1994 erfolgte die Kommerzialisierung der Nutzung von Online Medien. (vgl. Faulstich, 2000:281) Diese Zeitspanne ist, schaut man zurück in die Geschichte, wirklich kurz, wo doch heute das Internet kaum mehr wegzudenken ist. Heute sind wir im Web 2.0 angelangt, in dem Menschen nicht mehr nur Empfänger oder Sender sind, sondern der Wandel zur Interaktivität angelangt ist. Daten sind durch eine weitere Entwicklung stets und ständig mit dabei und abrufbar. Das System der Cloud wurde 1999 über die erste Plattform angeboten. Beeindruckend ist anzumerken, dass es seit 2008 mehr Geräte mit Internetanschluss auf der Welt gibt als Menschen. Es wird vermutet, dass bis 2020 sieben vernetzte Geräte auf einen Menschen gerechnet werden können. (vgl. Gapski, 2015:9)